Ein Brief meiner Eltern zur derzeitigen Situation (Lesezeit ca. 7 Min.)
Hallo liebe Naturliebhaber*innen und Freund*innen der Wildnisschule Hoher Fläming! Wir sind Pauls Eltern, 64 und 66 Jahre alt. Wir beobachten das Geschehen in Zeiten von Corona aus vielen Perspektiven und machen uns Sorgen:
Viele haben die Nase gestrichen voll – und zwar nicht mit dem Virus, sondern von den leeren Versprechungen einer Regierung, die an die Kleinen nicht denkt.
Ein Virus ist dabei unsere Gesellschaft noch mehr zu spalten:
- In die, die erleichtert Unterstützung schon bekommen haben und in die, die diese dringlich und verzweifelt erwarten.
- In die, die sagen, vielleicht kommt ja doch noch was, wenn wir schön abwarten und tun, was man uns sagt und in die, die zur Anarchie aufrufen, auch, weil ihnen das Wasser bis zum Hals steht.
- In die, die sich noch genau erinnern, wie das war, als der Staat alles geregelt hat und in die, die das nie erfahren haben und sich gemütlich in einer föderalistischen Demokratie eingerichtet haben.
- In die, die das Virus für gefährlich und tödlich halten und die, die meinen, dass es nicht schlimmer als die Grippe ist, an der 2018 mehr Menschen gestorben sind, als bisher an Corona und wo kein Mensch von Mundschutz, rücksichtsvolles Husten in die Armbeuge und Handschuhen gesprochen, geschweige denn,
eine ganze Wirtschaft an den Baum gefahren hat.
- In die, die meinen, dass man ab 60 eben alt ist und eben auch sterben kann und in die, die die Alten nun glauben vor allen anderen schützen zu müssen, obwohl es sie bisher nicht interessiert hat, dass es zu wenig Pflegekräfte gibt, die Alten in Pflegeheimen sehr wenig Besuch haben und sogar mit Tabletten stillgestellt werden oder sich wundliegen.
Wem sollen wir glauben, wem sollen wir folgen? Da gibt es Streitigkeiten um Hoheiten und Profilierungen unter Wissenschaftlern, Machtgerangel um die beste Position im Kampf um das Kanzleramt, Angst um fette Pfründe, an die manche sich gewöhnt haben und in denen man sich gut eingerichtet hat… und was macht die „Kleine Frau“ (und der „Kleine Mann“ natürlich auch)? Sieht erstaunt, wieviel Geld plötzlich da ist, um verteilt zu werden, wo doch vorher so verbissen um jeden Euro für ein soziales Projekt gekämpft werden musste und plötzlich sind alle, die was empfangen haben still und regen sich gar nicht mehr auf, während andere, die nichts bekommen haben, nicht mehr wissen, wovon sie ihre Kinder ernähren sollen. Und das ist das Prinzip:
Der Bevölkerung wirft man ein paar Brocken zu, damit sie ruhig bleibt. Aber nicht allen und das ist unserer Meinung nach Kalkül: 1989 haben auch die Letzten kapiert, dass selbst Deutsche eine Revolution machen können und zwar: Unblutig, weil sich die Masse einig war. Also muss man diese Masse spalten, damit es diese Macht nicht noch einmal entfalten kann. Die einen kriegen sofort ein „Überbrückungsgeld“ (in Berlin hat die 1. Ausschüttung zwischen Antrag und Auszahlung 3 Werktage gedauert), den anderen wird es versprochen und es passiert nichts (wie der Esel, der den Berg weiter hinaufgeht, weil der Reiter ihm eine Rübe vor das Maul hält – aber so weit entfernt, das der Esel sie nicht schnappen kann, so kommt der Reiter gut den Berg hinauf, ohne auch nur eine Rübe zu verlieren).
Anderen wird erklärt, dass sie keinen Anspruch hätten, weil sie ja kaum Betriebs- kosten hätten, da sie als Freischaffende und Soloselbstständige ja zu Hause arbeiten und da haben sie „keine Kosten“. Häää? Wohnen? Essen? Trinken? Equipment? Warum geht man arbeiten, sich abrackern? Vielleicht ist es das Gute an Corona, dass wir zu Grunddiskussionen zurückfinden: Solange das Geld bestimmt, ob jemand am Leben bleibt und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen darf, muss dieser Faktor abgesichert sein, ehe wir uns den Luxus leisten können, uns über Sinnhaftigkeit und Selbstverwirklichung zu unterhalten.
Corona führt uns die Fragilität unserer Gesellschaft vor Augen, in der es ausschließlich um Geld geht. Da es nun aber um unser Selbst geht, um unser Wohl und Weh, unsere Kinder, unsere Enkel, also das Engste an einem dran, vergessen wir das, was genauso nah dran ist, uns bis jetzt nur noch nicht so sehr beängstigt hat, wie dieses Virus: Klimakatastrophe, soziale Ungerechtigkeit, Bildungschancen eben nicht für alle…
Erlauben wir nicht, was uns jetzt eingeredet werden soll: Dass jetzt nicht die Zeit für Diskussionen, sondern nur die Zeit für Verordnungen und Verbote sei!
Gehen wir für die Nachbar*innen, die bisher keine Unterstützung bekommen haben auf die Straße: Mit Abstand, Maske und Handschuhen, helfen wir denen, denen noch nicht geholfen wurde. Wer würde mit uns vor den Potsdamer Landtag ziehen? Plakate sind schon in Arbeit, vielleicht habt ihr auch noch weitere Ideen?
„Soloselbstständige + Freiberufler fahren an den Baum und ihre Kinder haben nicht mehr viel zu kaun!“
Nicht alles lässt sich online sichtbar machen, aber auch:
Wir unterstützen sehr gern Pauls ganz persönlichen Appell an Euch:
Wer die Wildnisschule Hoher Fläming unterstützen möchte, kann das tun.
Wir beobachten und begleiten seine Arbeit in der Wildnisschule seit nun fast 15 Jahren und sind stolz und froh über seinen Erfolg und den Weg, den er für sich und andere gefunden hat, Sinnhaftes mit Geld verdienen gut vertretbar miteinander vereinen zu können.
Er bietet Menschen eine Plattform Naturverbundenheit und damit auch Naturschutz herzustellen, über die Möglichkeiten eines „anderen“ Lebens nachzudenken, dem Sinn des Lebens nachzuspüren, achtsam mit sich und seinen Mitmenschen umzugehen.
Diese Arbeit ist seit dem 11.03. 20 verboten. Trotz Anfragen beim Gesundheitsministerium in Brandenburg darf er nach der ersten Bekanntgabe von „Lockerungen“ Ende April, nicht mit seinen (voll ausgebuchten) Seminaren anfangen – obwohl auf dem „Zinken“ – dem Arbeitsplatz der Wildnisschule – viel Platz für 1,50m Abstand zwischen den Menschen unter freiem Himmel ist.
Überbrückungsgeld für seine 3 Mitarbeiter hat er zwar versprochen, aber nicht bekommen. Paul hat sechs Kindern zu versorgen, auch das wird immer schwieriger. Hier ist das gefragt, was wir früher zu Ostzeiten ganz normal fanden: Solidarität.
Macht/-en Ihr/Sie mit? Schon mit einem monatlichen Geldbeitrag von 5 bis 20 Euro per Dauerauftrag oder einer einmaligen Summe, würde ein Stück größter Not gebannt. Wir habe schon überwiesen. Freunde von uns auch…
Bleibt gesund und kämpferisch wach!