Es ist ein herrlicher Tag im Hohen Fläming. Klirrende Kälte, dabei angenehm sonnig, perfekter Schnee zum Tracking… seit einem Tag kein Neuschnee gefallen. An meiner Seite Paul Wernicke als erfahrener Fährtenleser und Wolfsbeauftragter. Wir wollen den Wölfen auf die Spur kommen!

 

Es dauert keine fünf Minuten und wir stehen vor den ersten Wolfsspuren, quer über den Weg, perfekt abgedrückt. Das Glück des Anfängers. Schon bald…nein, sofort eigentlich bin ich Jäger, Entdecker. Meine ersten gesichteten Wolfsspuren. Freude und Aufregung mischen sich, denn ich möchte den Spuren folgen, aber gleichzeitig wird die Vorstellung lebendig: Vielleicht kommen wir zum Ende der Spuren, vielleicht sehen wir tatsächlich Wölfe heute, was dann? Werden wir Beutereste finden, Kot, Kampfspuren?! Schnell erkennen wir, dass es mehrere Wölfe sind… 4-5 wahrscheinlich. Etwas weiter entdecken wir frischen Urin, die Tropfen hängen noch in den Nadeln einer kleinen Kiefer, lassen sich abschütteln. Meine Güte… wir sind nahe dran… aber trotzdem ein Rätsel. Die Spuren sind laut Paul doch eher einige Stunden alt, vermutlich aus den frühen Morgenstunden. Bei dieser Kälte müsste der Urin also längst gefroren sein…merkwürdig.

 

Wir messen Länge und Breite einzelner Trittsiegel, Schrittlängen, schauen uns Gangmuster an. Für den Nachweis von Wölfen in dieser Region machen wir Bilder, dokumentieren, sammeln Haare ein und auch etwas vom „gelben“ Schnee. Für die Bestätigung eines Wolfsrudels sind aufwendige Nachweise und Dokumentationen notwendig.

 

Immer wieder teilen sich die Spuren und kommen wieder zusammen. Das Rudel ist kreuz und quer unterwegs über offenes Gelände, aber auch durch dichtes Unterholz. Dort entdecken wir Liegeplätze… auf einer lichten Stelle mehrere angetaute Flächen. Vorderpfoten und Läufe sind genau zu erkennen, überhaupt insgesamt wie der Körper gelegen hat (siehe Bild).

 

Weiter geht es einige Stunden durch den Wald, querfeldein aber auch längere Strecken über Wege. Ich kann sehen und bestaunen, wie exakt Wölfe in einer Linie schnüren. Ein nicht geübtes Auge kann kaum feststellen, ob in der sichtbaren Spur ein, zwei oder mehr Wölfe gelaufen sind. Sie treten perfekt ineinander. Wie in einem guten Buch sind Schritt, geschnürter und schräger Trab bis hin zum Galopp zu sehen.

 

Am Ende unserer Tour standen wir keinem Wolf gegenüber, stellen aber zufrieden fest, dass wir einige Kilometer in einem großen Kreis gelaufen sind…wir kommen exakt dort auf den Weg, wo wir mit den ersten Spuren gestartet sind. Ein gutes Zeichen… eher kein durchziehendes Rudel, sondern eines, was sich hier angesiedelt hat?

 

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liegeplatz-kl